Fallstudie/Aufnahme-Studios/


BHZ Studio

Ein Zuhause für Kreativität und musikalische Arbeit. Wie wir eine ideale Arbeitsumgebung geschaffen haben.
Das Künstlerkollektiv BHZ trat mit einer klaren Anfrage an uns heran: ein Raum sollte entstehen, in dem sie arbeiten, sich treffen, Musik hören, aufnehmen und einfach leben konnten. Sie suchten nicht nur irgendeinen Raum, sondern eine funktionale, dynamische und inspirierende Umgebung – maßgeschneidert für alle Abläufe eines modernen Musikstudios.

BHZ 2022
Professioneller Studiobau mit Raum-in-Raum Konzept – BHZ 2022

Ein idealer Raum mit großem Potenzial – aber auch mit Herausforderungen

Auf den ersten Blick schien der Standort perfekt: eine geräumige Industriehalle, hohe Decken, keine direkte Wohnbebauung in der Nähe. Doch bei näherer Betrachtung wurde klar: Es gab Herausforderungen. Die Höhe wurde durch ein Raster aus Querträgern begrenzt. Und obwohl der Raum groß wirkte, konnte er nicht vollständig effektiv genutzt werden. Ein zentrales Problem war die angrenzende Wand zu einem Architekturbüro – nur durch eine einfache Trockenbauwand vom zukünftigen Studio getrennt. Dieser Schwachpunkt bestimmte jede weitere Entscheidung im Projektverlauf.
Vorher und Nachher
Ansicht von außen
Leerer Industriehangar für Studiobau in Berlin – Vorbereitung auf den Bau eines schallisolierten Raum-in-Raum-Studios.
Fertiggestelltes Raum-in-Raum-Studio in Berlin – akustische Holzverkleidung für professionelle Schallschutz- und Akustikoptimierung.

Raum-in-Raum-Konzept – entwickelt für Schalldruckpegel bis 110 dB

Von Anfang an war klar: Im Inneren würden Schalldruckpegel bis zu 110 dB auftreten – insbesondere bei Produktion oder Proben kleiner Gruppen. Das ist typisch für moderne elektronische Musik, bei der der Sound nicht nur gehört, sondern auch körperlich spürbar wird.
Deshalb schlugen wir als erste Maßnahme ein Raum-in-Raum-Konzept vor – eine vollständig entkoppelte, freistehende Struktur, entwickelt für professionellen Schallschutz im Studiobau.
Der neue Raum verfügt über ein eigenes tragendes Gerüst, getrennt durch eine 1,5 Meter breite Pufferzone – ohne jegliche feste Verbindung zur bestehenden Hallenkonstruktion.
Doch physische Trennung allein reicht nicht. Die Wirksamkeit des Schallschutzes basiert auf mehreren entscheidenden Faktoren:
  • hohe Masse und Dichte der Wand- und Deckenkonstruktionen,
  • vollständige Luftdichtigkeit der gesamten Struktur,
  • sorgfältig berechnete Schwingungsentkopplung im gesamten System.
  • Die Entkopplung erfolgte nicht nur zwischen neuem Raum und Bestandsbau, sondern auch innerhalb der inneren Strukturen: schwimmender Boden, abgehängte Decke und selbst einzelne Wandanschlüsse wurden akustisch voneinander getrennt, um Schallbrücken zu vermeiden.
  • Das Ergebnis: Ein präzise entwickelter Raum, in dem selbst hohe Schalldruckpegel vollständig kontrolliert bleiben – ohne die Nachbarschaft zu stören und ohne die interne Raumakustik zu beeinträchtigen.
Mehrschichtige Raum-in-Raum-Konstruktion für maximalen Schallschutz im Studiobau.
Mehrschichtige Wand- und Deckenaufbauten für hochwertigen Schallschutz im professionellen Studiobau.

Strukturelle Prinzipien der freistehenden Raum-in-Raum-Konstruktion

Der Rahmen des neuen Studios wurde aus LVL-Trägern von Steico gefertigt – einem hochfesten und formstabilen Material, das uns erlaubte, die Querschnitte schlanker zu dimensionieren, ohne an Stabilität einzubüßen.
Um die begrenzte Deckenhöhe optimal zu nutzen, setzten wir leichte I-Träger ein und integrierten eine bogenförmige Fachwerkkonstruktion, inspiriert vom Brückenbau. Diese Konstruktion leitete die Lasten effizient auf die Seitenwände ab, sodass wir Träger mit nur 20 cm Höhe verwenden und dennoch fast 3 Meter Raumhöhe erhalten konnten.
Der Wandaufbau bestand aus mehreren Lagen hochdichter akustischer Gipskartonplatten. Zusammen mit der Verwendung von natürlicher Holzfaserdämmung (Steico) erzielten wir die notwendige Masse und Wandstärke für den geforderten Schallschutz im professionellen Studiobau.
Mit Hilfe statischer Berechnungssoftware wurden alle Lasten präzise analysiert. Die maximale gemessene Durchbiegung der Decke betrug lediglich 3 mm – vollständig im Toleranzbereich.
Alle Federlagerungen und schwingungsisolierten Verbindungen wurden im Voraus modelliert – ein entscheidender Faktor, um die Oberflächengeometrie sowohl während der Montage als auch langfristig zu gewährleisten.
Ergebnis: eine hochpräzise ausgeführte Raum-in-Raum-Konstruktion für erstklassige Raumakustik und langlebigen Schallschutz.

Raumakustik: Klanggestaltung unter vollständiger Kontrolle

Von Beginn an legten wir besonderen Wert auf die präzise Abstimmung der Bassfallen. Tiefe, Volumen und Absorptionsprofile wurden gezielt angepasst, um einen gleichmäßigen Frequenzgang im Tieftonbereich zu erreichen – ein Bereich, der für die Wahrnehmung von Musik entscheidend ist, insbesondere bei moderner elektronischer Musik unterhalb von 150 Hz.
Die raumakustische Behandlung wurde parallel zur Schallschutzplanung entwickelt – als Teil eines vollständig integrierten Systems.
Zum Einsatz kamen breitbandige poröse Absorber sowie kombinierte Resonator-Diffusoren aus gebogenem Sperrholz, ergänzt durch mathematisch optimierte QRD- und Skyline-Diffusoren.
So entstand ein diffuses Klangfeld mit natürlichem Charakter und hoher Präzision – auch außerhalb der Hauptachse.

Licht und Luft: mehr als nur Technik — Teil des Raumkonzepts

In einem Raum, der für lange Arbeitszeiten konzipiert ist, sind Belüftung und Beleuchtung ebenso wichtig wie die Akustik.
Wir integrierten zwei geneigte Dachfenster, zwei Frontfenster und eine Glastür. Natürliches Licht ist vorhanden – zwar nicht ausreichend zum Arbeiten, aber perfekt zur Schaffung einer angenehmen Atmosphäre.
LED-Leuchten wurden in Decke und Designelemente eingebaut, um Volumen und Raumform gezielt zu betonen. Die Beleuchtung kann je nach Tages- oder Nachtbetrieb angepasst werden.
Ein Wärmerückgewinnungssystem versorgt den Raum kontinuierlich mit Frischluft – geräuschlos und ohne Temperaturverlust.
Alle technischen Systeme sind nahtlos in das akustische Gesamtkonzept integriert.

Das Ergebnis: ein Raum, in dem man bleiben möchte

Das Studio entwickelte sich schnell zum kreativen Zentrum des Teams. Schreiben, Proben, Produzieren, Hören – alles findet hier statt.
Alle Ziele, die wir in der Planungsphase gesetzt hatten, wurden in der Praxis erreicht: Schallschutz, akustische Performance und Komfort.
Selbst bei hohen Lautstärken gibt es keinerlei Beschwerden von Nachbarn. Die Raumakustik im Inneren ist kontrolliert, angenehm und transparent.
Die Musiker selbst beschreiben das Studio als einen Ort, an dem man einfach bleiben möchte – für uns das schönste Kompliment.

Sammy (Soundproduzent BHZ) und Alexander Schubert
Gespräche und Musik hören in einem Studio mit inspirierender Akustik – der perfekte kreative Raum.
Made on
Tilda